Von 1928 bis Heute …
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Am 11. März 1928 wurde in der Gaststätte Brase eine Versammlung mit dem Ziel einberufen, eine Freiwillige Feuerwehr zu gründen. Zu diesem Zeitpunkt gab es in der Ortschaft Vollersode bereits seit ca. 40 Jahren eine Pflichtfeuerwehr. Die erste Feuerspritze dieser Pflichtfeuerwehr wurde im Jahre 1883 zum Preise von 675 Mark angeschafft. Im gleichen Jahr wurde beschlossen, auch ein Feuerwehrhaus zu bauen und hierzu Land von dem 1/2 Höfner Hinrich Jacobs und 1/6 Höfner Johann Heißenbüttel zu erwerben. Gegen Ende der zwanziger Jahre zeigte sich, dass sich die Ausrüstung der Pflichtfeuerwehr in einem schlechten Zustand befand und auch die Alarmierung nur schlecht funktionierte. Der damalige Kreisbrandmeister notierte hierzu am 04. August 1927 unter anderem in einem Bericht über eine Alarmierung in Vollersode: „der Schlüssel zum Feuerwehrhaus kam verspätet an, so dass man schon dran war, die Tür aufzubrechen“. Weiter hielt er in diesem Bericht fest, dass „ die Spritze unbedingt überholt oder eine größere angeschafft werden muss“. Man legte den Vollersodern daher nahe, eine Freiwillige Feuerwehr zu gründen, da diese Zuschüsse von der Brandkasse erhalten und somit eine bessere Ausrüstung anschaffen könne.
Um den Vollersodern die Vorteile einer Freiwilligen Feuerwehr zu erläutern, erschienen zu der bereit oben erwähnten Versammlung am 11. März 1928 auch der damalige Kreisbrandmeister Wilhelm Saade und sein Stellvertreter, Wilhelm Torbohm. Wie aus dem oben abgedruckten Gründungsprotokoll zu ersehen ist, wurde man sich über die Einrichtung einer freiwilligen Feuerwehr schnell einig. In weiteren am 25. März 1928 wurde die Wehr dann eingeteilt. Erster Brandmeister war Wilhelm Kriete. Von der Pflichtfeuerwehr konnten jedoch nur eine kleine Handspritze, etwas Schlauchmaterial und zwei Löschwasserstellen übernommen werden. Noch im Jahre 1928 wurde eine größere Handdruckspritze von der Wehr in Osterholz gekauft und das alte Feuerwehrgerätehaus überholt und verlängert.
Feuerwehr-Gerätehaus bis 1955
Vollersode, den 11. März 1928
Zu der heutigen Gründungsversammlung hatten sich die nebenstehend aufgeführten Mitglieder in der Braseschen Wirtschaft zum Zwecke der Gründung einer Freiwilligen Feuerwehr eingefunden. Nachdem der Kreisbrandmeister den Erschienenen die Vorteile einer Freiwilligen Feuerwehr gegenüber einer Pflichtfeuerwehr erläutert hatte, war die Versammlung einstimmig der Meinung, dass eine Freiwillige Feuerwehr zu gründen zu sei. Nebenstehend aufgeführte Mitglieder gelten somit als Gründer der neuen Wehr. Als vorläufiger Hauptmann wird auf Zuruf Willy Kriete gewählt. Zum Schriftführer und Rechnungsführer Heinrich Tietjen No. 24 vorgeschlagen und gewählt. Die nächste Versammlung findet am Sonntag den 25. März nachmittags 4 Uhr statt, wo dann die Wehr eingeteilt werden soll.
v.g.u.
W. Saade
W. Kriete
W. Torbohm
Zu den Gründungsmitglieder gehörten 1928:
Willy Kriete, Hinrich Schröder, Heinrich Tietjen, Hinrich Schnakenberg, Martin Bullwinkel, August Brünjes, Martin Tietjen, Bernhard Hüncken, Georg Bullwinkel, Johann Mertens, Hermann Brünjes, Alfred Schröder, Gustav Fedderwitz, Wilhelm Fedderwitz, Heinrich Fedderwitz, Johann Meyer, Fritz Renken, Ludwig Hülseberg, Hinrich Schnibbe, Hermann Flathmann, Johann Wohltmann, Gustav Wohltmann, Martin Wohltmann, Hermann Goos, Rudolf Wohltmann, Wilhelm Lütjen, Friedrich Grimm, Hermann Lütjen, Heinrich Brase, Johann Breden, Heinrich Ahrens, Diedrich Puckhaber, Diedrich Pape, Friedrich Fedderwitz, Diedrich Meyer, Johann Schomann, Hinrich Wohltmann, Heinrich Wohltmann, Hinrich Jacobs, Hinrich Semken, Johann Jacobs, Johann Seedorf, Nicolaus Meyer
und Hinrich Hölljes
Nachdem die Wehr einige Jahre Bestand hatte, wurde im Jahre 1934 vom damaligen Brandmeister, Hinrich Schröder, folgende Besetzung der Dienstposten an das Landratsamt in Osterholz gemeldet:
Wehrführer:
Hinrich Schröder
Stellv. Wehrführer:
Heinrich Tietjen
Löschzugführer:
Martin Bullwinkel
Steigerzugführer:
Hinrich Schnakenberg
Ordnungszugführer:
Johann Breden
Spritzenmeister:
Martin von Thun
In den darauf folgenden Jahren, wurde diverse Ausrüstung und Gerätschaften angeschafft, unter anderem 1934 27 Uniformröcke und Stahlhelme und 1941 eine Motorspritze mit Anhänger. Dieser Anhänger wurde zunächst von einem Pferdegespann gezogen. Das Gespann musste hierbei in wechselnder Reihenfolge von den Landwirten zur Verfügung gestellt werden. Oft kam es in dieser Zeit vor, dass das Verpflichtete Gespann bei einem Einsatz nicht dar war, weil der Landwirt nichts von seinem Einsatz wusste.
1943 erhielt die Wehr dann einen PKW, der im Mai 1945 an die Deutsche Wehrmacht „abgegeben“ werden musste. Im Gegenzug organisierte man sich jedoch nach dem Krieg einen stehengelassenen PKW Opel Super 6, der der Feuerwehr dann später übereignet wurde.
Opel Super 6 bei einer Parade
Während des Krieges musste die Wehr zu drei Gebäudebränden ausrücken die durch Bomben entstanden sind. Die Löscharbeiten unter Tieffliegerbeschuss waren hierbei mehr als gefährlich.
Nachdem der Krieg beendet war, erhielt die Feuerwehr als zusätzliche Aufgabe auch die Durchführung von Krankentransporten übertragen. Insgesamt wurden in den Jahren 1946 bis 1948 75 Krankentransporte ausgeführt und hierbei 95 Personen befördert. Durch den späteren Brandmeister, Johann Erichs wurde für diese Transporte eine zurückgelegte Wegstrecke von insgesamt 4439 km ausgerechnet. Trotz einiger Defekte am reparaturanfälligen Auto und des in dieser Zeit herrschenden Bezinmangels konnten die Transporte nach einigen Unwägbarkeiten durchgeführt werden.
Anfang der fünfziger Jahre wurde das Feuerwehrwesen in der Gemeinde Vollersode besser gestellt. Auf Antrag des Gemeindebrandmeisters und Ratsherrn Johann Ehrichs beschloss der Gemeinderat am 11.06.1954, ein neues Gerätehaus zu bauen. Zur selben Zeit plante auch die Gemeinde Brundorf ein neues Feuerwehrhaus zu bauen. Deren Planung sah ein weit größeres Gerätehaus mit einer Mietwohnung vor, als es für Vollersode angedacht war.
Da im Brundorfer Gemeinderat keine Einigung über den Bau zu erzielen war, wurde der Gemeinde Vollersode vom Landkreis Osterholz nahe gelegt, ein Haus nach den Brundorfer Planungen zu errichten. Nachdem sich der Gemeinderat mit diesem Vorschlage befasst hatte, entschloss man sich, statt des kleineren Hauses ein großes Gerätehaus mit 2 Garagen und einer Einliegerwohnung zu bauen.
Schon 1955 begannen die Bauarbeiten für das Gebäude. Die Erdarbeiten zum Bau des Feuerwehrgerätehauses wurden hierbei in Eigenarbeit durchgeführt, während die weiteren Gewerke an Unternehmen aus der näheren Umgebung vergeben wurden. Die Abfuhr des Aushubs erfolgte über Loren.
Gleichzeitig mit dem Bau des neuen Gerätehauses wurde auch die Anschaffung eines neuen Fahrzeuges in Angriff genommen. Zur Wahl als neues Löschgruppenfahrzeug LF 8 standen hierbei ein Fahrzeug Modell Ford 3 oder ein Opel-Blitz. Nachdem man sich für beide Fahrzeuge Angebote eingeholt hatte, entschied man sich für das Opelfahrzeug.
Zur Einweihung des neuen Feuerwehrgerätehauses am 30.06. 1956 wurde das neue Fahrzeug der Vollersoder Feuerwehr übergeben und im Rahmen der anschließend stattfindenden Ausscheidungswettbewerbe den interessierten Vollersodern vorgestellt.
Das neue Auto war mit einer Tragkraftspritze TS 8 ausgerüstet und konnte endlich auch die großen Mengen an Schlauchmaterial zum Einsatzort schaffen. Später wurde das Fahrzeug noch mit einer Vorbaupumpe ausgestattet, die zunächst aus Kostengründen nicht angeschafft wurde. Zum Transport der weiteren Ausrüstung wurde auch weiterhin der schon vorhandenen Anhänger eingesetzt.
Neben der Vollersoder Gruppe wurde das Fahrzeug auch durch die 1951 neu gegründete Löschgruppe BFV (Bornreihe-Friedensheim-Verlüßmoor) genutzt.
Während die Übungsdienste der Vollersoder Kameraden in einer der beiden Fahrzeughallen abgehalten wurden, fuhr der damalige Ortsbrandmeister Johann Ehrichs zur Unterrichtung der Bornreiher Kameraden zunächst mit dem Fahrzeug zur Gaststätte Postels. Später holten die Bornreiher Kameraden das Fahrzeug dann zu den Übungsdienstens selbst ab.
Obwohl die Vollersoder Kameraden mit Ihrer neuen Ausrüstung die in den folgenden Jahren anstehenden Großbrände weitaus besser bekämpfen konnten, stellte sich Anfang der 70iger Jahre heraus, dass das Fahrzeug aufgrund seines Alters schon sehr reparaturanfällig war.
Gleichzeitig stellte die BFV über einen Minderheitsantrag den Antrag bei der Gemeinde Vollersode, ein eigenes Fahrzeug in Bornreihe zu stationieren. Diesem Antrag entsprach der Rat der Gemeinde Vollersode und es wurde entsprechend den Wünschen der Bornreiher Kameraden der Beschluss gefasst, ein gebrauchtes Borgward-Fahrzeug der Bundeswehr anzuschaffen.
Aufgrund der geplanten Anschaffung des Borgward in Bornreihe erklärte sich der Rat der Gemeinde Vollersode dann auch bereit, zusätzlich zu dem vorhandenen LF 8 ein weiteres Fahrzeug für Vollersode zu beschaffen.
Nicht zuletzt wegen der Wasserknappheit bei dem großen Moorbrand im Jahre 1970 (die Kameraden waren hier fast eine ganze Woche im Einsatz) fiel die Wahl dann auf ein neu entwickeltes TLF 8 (sog. Niedersachsentanker) mit einem Tankvolumen von 2400 l Wasser.
Dieses Fahrzeug wurde dann umgehend im Jahre 1972 angeschafft und durch den Bürgermeister Hinrich Wischhusen an die Feuerwehr übergeben.
Im Zuge der Gebietsreform im Jahre 1974 änderte sich auch einiges an der Struktur des gemeindlichen Feuerlöschwesens.
Durch den Zusammenschluss der Gemeinden Vollersode, Hambergen, Axstedt, Lübberstedt und der neu gegründeten Gemeinde Holste entstand die Samtgemeinde Hambergen, die ab diesem Zeitpunkt für die Ausstattung der einzelnen Feuerwehren zuständig wurde.
Aus der Freiwilligen Feuerwehr Vollersode wurde somit die Freiwillige Feuerwehr Hambergen, Ortsfeuerwehr Vollersode.
Neben der Gebietsreform gab es im Jahr 1974 noch ein weitaus wichtigeres Datum für die Ortsfeuerwehr Vollersode. Obwohl schon in den 60ziger eine Jugendgruppe existierte, wurde jetzt auch offiziell eine Jugendfeuerwehr gegründet. Neben den Übungsdiensten der aktiven Feuerwehrmitglieder musste jetzt auch der Dienst der Jugendfeuerwehr im Feuerwehrgeätehaus durchgeführt werden.
Im Lauf der Jahre stellte sich heraus, dass die Fahrzeughallen, die jetzt im Übrigen schon mit 2 Fahrzeugen belegt waren, nur noch schlecht als Unterrichtsraum genutzt werden konnten. Man entschloss sich daher 1979, in Eigenarbeit einen neuen Schulungsraum mit kleiner Küche und Toiletten an das Feuerwehrhaus anzubauen. Ab dem Jahr 1980 konnte dieser Anbau dann zur Erteilung der theoretischen Unterrichte und für die Kameradschaftsabende genutzt werden.
Im Jahre 1983 vollzog dann die Gruppe BFV dann ihre vollständige Ausgliederung aus der Ortsfeuerwehr Vollersode mit der Gründung der Ortsfeuerwehr Vollersode-Bornreihe.
Nach dem Bau des Schulungsraumes 1979 entsprach zwar das Feuerwehgerätehaus wieder den modernen Ansprüchen, in der Fahrzeughalle stand jedoch Mitte der 80ziger Jahre noch immer das zu diesem Zeitpunkt schon über 30 Jahre alte Löschgruppenfahrzeug Opel-Blitz.
Obwohl bereits im Jahre 1971 auf die Reparaturanfälligkeit dieses Fahrzeuges hingewiesen wurde, entschloss sich die Samtgemeinde Hambergen erst im Jahr 1985, für die Vollersoder Wehr ein neues Löschgruppenfahrzeug (LF 8/8) anzuschaffen, welches 1986 in Dienst gestellt wurde und seitdem zum Fuhrpark der Feuerwehr gehört.
Anfang der 90ziger Jahre stellte sich dann heraus, das die Fahrzeughallen des Gerätehauses aufgrund ihrer zu geringen Größe nicht mehr den Unfallverhütungsvorschriften entsprachen.
Aus diesem Anlass begann man mit der Planung eines neuen Feuerwehrgerätehauses, welches an das vorhandene Gebäude angebaut werden sollte. Neben einer neuen geräumigen Fahrzeughalle erhielt der Anbau auch ein Büro für den Ortsbrandmeister, eine moderne Küche, neue Sanitärräume und eine Raum für die Jugendfeuerwehr. Der alte Schulungsraum wurde um die Fläche der alten Küche und Toiletten vergrößert.
Nachdem im Jahre 1995 mit den Bauarbeiten begonnen wurde, die zu überwiegenden Teilen (ca. 90 %) in Eigenarbeit ausgeführt wurden und auch in diesem Jahr Richtfest gefeiert werden konnte, wurde das neue Gebäude 1996 fertig gestellt. Die veranschlagten Baukosten von ca. 320 000,– DM wurden aufgrund des großen Eigeneinsatzes nicht überschritten.
Unterbrochen wurden die Bauarbeiten im Sommer 1995 durch das Heulen der Vollersoder Sirene. Die gerade mit dem Bewehren der Sohle beschäftigten Kameraden mussten also Ihre Werkzeuge stehen und liegen lassen und zu dem Brand des Gehöfts Lütjen in Verlüßmoor ausrücken.
Im Jahre 1999 wurde dann nach 27 Jahren das Tanklöschfahrzeug TLF 8 gegen ein modernes Tanklöschfahrzeug TLF 16/24 Tr ersetzt. Das neue Fahrzeug wurde von einer Delegation der Vollersoder Kameraden von der Firma Ziegler aus Giengen in Süddeutschland abgeholt.
Kurz darauf wurde das alte Fahrzeug dann einer Delegation der Steinhagener Feuerwehr aus Mecklenburg-Vorpommern übergeben, wo es noch viele Jahre im Dienst war.
Als weitere große Anschaffungen folgten dann noch in den Jahren 1999 und 2001 ein Mehrzweckanhänger insbesondere für den Waldbrand- und Ölbekämpfungseinsatz und der Kauf eines von der Vollersoder Wehr selbst finanzierten VW-Busses.
32 Jahre hatte das LF 8/8 seinen Dienst getan. Aber aufgrund von neuen Anforderungen bei Sicherheit und Aufgabenbereichen war es an der Zeit, einen Ersatz zu beschaffen. Die Wahl fiel auf ein LF 10 der Firma Schlingmann.
Aufgrund der Nähe des Herstellers (Dissen bei Osnabrück) konnte der Bau des Fahrzeuges eng begleitet werden. Das Fahrzeug wurde genau auf das vorangige Einsatzgebiet der Feuerwehr Vollersode zugeschnitten (Wälder und Moore mit problematischer Wasserversorgung)
Nach über 90 Jahren ihres Bestehens hat die Ortsfeuerwehr Vollersode somit einen ausgezeichneten Ausrüstungsstand, der eine wirkungsvolle Brandbekämpfung und Hilfeleistung jederzeit ermöglicht.
Beachtet man, dass die derzeitigen Mitglieder der Wehr fast ausnahmslos der Jugendfeuerwehr entstammen und dass das Durchschnittsalter der Kameraden Ende 2002 bei nur knapp über 30 Jahren lag, so kann man davon ausgehen, dass der Brandschutz in Vollersode auch über die nahe Zukunft hinaus gesichert sein wird.